Barbara Steinert

Erzählerin

Aktuelles

Wort für Wort – im Moment geboren: Was freies Erzählen bedeutet

27. April 2025

Freies mündliches Erzählen – lebendig, unmittelbar, persönlich

Erzählen ist die älteste performative Kunstform der Menschheit. Seit Jahrtausenden bewahren Menschen über mündliche Erzählungen ihre Geschichten, ihre Werte und ihre kulturelle Identität. Heute knüpfen freie Erzähler*innen an diese Tradition an: Sie erzählen Märchen, Mythen, Sagen und Geschichten nicht nach einem festgelegten Text, sondern schöpfen im Hier und Jetzt, frei aus dem Gedächtnis und im kreativen Austausch mit ihrem Publikum.
Vor einer Erzählung steht die intensive Auseinandersetzung mit einer Geschichte. Sie wird ausgewählt, bearbeitet und so lange wiederholt, bis sie sich in die eigene Erinnerung eingeschrieben hat. Beim Erzählen bleibt das Buch zuhause. Stattdessen entstehen die Bilder und Figuren einzig durch Sprache, Mimik, Gestik und den unmittelbaren Kontakt zu den Zuhörer*innen.
Jede Erzählung wird dadurch einzigartig: Auf die Reaktionen des Publikums – Lachen, Staunen, Fragen – reagieren Erzähler*innen spontan, bauen sie in die Geschichte ein oder lassen die Erzählung neue Wege gehen. Manchmal bringen Fragen oder Emotionen des Publikums neue Facetten ans Licht, die das gemeinsame Erleben noch intensiver machen.
Freies Erzählen ist ein sozialer und kreativer Prozess. Erzähler*in und Publikum sind gleichberechtigt beteiligt: Was wäre eine Erzählerin ohne Menschen, die zuhören, mitfiebern und mitträumen? Durch die sinnliche Präsenz, den direkten Blickkontakt, die Stimme und das gemeinsame Erleben wird jede Erzählstunde zu einem einmaligen, lebendigen Moment – ganz ohne Technik, aber voller Magie.
Freies mündliches Erzählen stiftet Gemeinschaft, weckt Erinnerungen, verbindet Kulturen und lädt ein zum Staunen. Es ist eine Kunst, die den Augenblick feiert und dem Erzählen selbst Flügel verleiht.

„Geschichten erzählt zu bekommen ist ein menschliches Bedürfnis. Je mehr wir von Idioten regiert werden und keine Kontrolle über unser Schicksal haben, desto wichtiger ist es, dass wir uns gegenseitig Geschichten darüber erzählen, wer wir sind, warum wir sind, wo wir her kommen und was möglich ist.“
Alan Rickman

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